Prof. Dr. Guido Mihatsch vom Wirtschaftsingenieurwesen der Hochschulabteilung in Recklinghausen hat die E-Scooter zusammen mit Master-Studenten aus dem Verkehrswesen gegen Pedelecs als Konkurrenz auf dem Radweg getestet. Foto: WH/BL
(BL) Professor und Studenten waren vor allem an der Sicherheit interessiert: Können die Elektro-Roller so schnell bremsen wie Elektrofahrräder? Sind sie genauso wendig und können sie Hindernissen entsprechend flexibel ausweichen? Mit einem handelsüblichen E-Scooter und einem Pedelec als Leihgabe des Recklinghäuser Radgeschäfts Edelhelfer trafen sie sich auf dem ADAC-Verkehrsübungsplatz in Recklinghausen und bauten aus Gummihütchen drei Teststrecken für Bremsweg, Manövrierfähigkeit und Hindernisverhalten auf. Projekt-Rennleiter Student Nick Notzon bewaffnete sich mit Zeitmessung, Distanzmessung und Dokumentation und los ging’s mit Testgeschwindigkeiten von zehn, fünfzehn und zwanzig Stundenkilometern. Im Slalom-Versuch auf drei Meter Abstand schnitt der Scooter noch ganz gut ab, wenn der Fahrer geübt ist. Bei 20 Stundenkilometern flogen dann aber die ersten Hütchen, während das E-Fahrrad sich noch gut durchschlängelte. Genauso bei dem Versuch, einem quer stehenden Hindernis auszuweichen. Mihatsch: „Bei 20 Stundenkilometern wird das Ausweichmanöver grenzwertig. Wenn also jemand mit dieser Geschwindigkeit auf seinem E-Scooter auf dem Radweg unterwegs ist und ein Fußgänger plötzlich quer läuft, um einen Bus zu besteigen, rauscht der Scooter in den Fußgänger.“ Am deutlichsten verlor der Roller gegen das Fahrrad beim Bremswegversuch. Notzon: „Der Scooter hat einen rund vier Mal so langen Bremsweg wie das Fahrrad.“ Das Fazit von Prof. Dr. Guido Mihatsch als Versuchsleiter: „Mit dem E-Scooter auf den Radwegen, besonders, wenn diese mit dem Fußweg auf Bürgersteigen kombiniert sind, sind durch die langen Bremswege mehr Unfälle zu erwarten. Für den Betrieb auf Landstraßen ohne Radwege ist der Roller durch die kleinen Räder zu instabil und damit gänzlich ungeeignet.“
Beim Bremswegtest: Während das Elektro-Rad nahezu direkt an der Bremslinie stand, brauchte der E-Scooter einen rund vierfach längeren Bremsweg bis zum Stillstand. Auf dem Rad: Projektleiter Prof. Dr. Guido Mihatsch vom Wirtschaftsingenieurwesen der Hochschulabteilung Recklinghausen, auf dem Scooter: Master-Student Florian Grünstraß, hinten: Versuchsleiter Master-Student Nick Notzon. Sicherheitshalber trugen die Wissenschaftler Helme, im tatsächlichen Verkehr ab Sommer 2019 dürfen Elektrotretroller ohne Helm gefahren werden. Foto: WH/BL
Nick Notzon (l.) und Leo Wolff haben als Test- und Rennleiter die Hütchen für den Ausweichtest gestellt. Erst ab dem ersten Hütchen darf gebremst werden, Ausweichen im rechten Winkel nach links. Foto: WH/BL
Beim Slalom-Test gab Master-Student Florian Grünstraß alles, aber bei 20 Stundenkilometern flog das erste Hütchen. Wegen seiner kleinen Räder ist der E-Scooter nicht so manövrierfähig wie ein Fahrrad. Foto: WH/BL
Den E-Scooter-Test haben die Studenten im Rahmen eines praxisbezogenen Lehrmoduls im zweiten Master-Semester der Fachrichtung „Automotive“ gemacht. Insgesamt waren zwölf Leute beteiligt, zwei von ihnen als Projektleiter: Nick Notzon und Leo Wolff. Titel des Moduls war „Fahrphysik in der Praxis“.